Formula 1
5. Januar 2025
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Ross Brawn: "Es gibt keinen Besseren als Michael Schumacher"

michael schumacher ferrari f20

Ross Brawn, eine der am meisten verehrten Persönlichkeiten der Formula 1und einer der Hauptverantwortlichen für die legendäre Karriere von Michael Schumacher, hat sich stets offen über die unvergleichliche Größe des deutschen Fahrers geäußert. Brawns enge Freundschaft mit Schumacher und ihre unglaubliche Partnerschaft über mehrere F1-Meisterschaften hinweg haben den Sport unauslöschlich geprägt. Im Gespräch mit Auto Hebdo reflektierte Brawn über seine Jahre der Zusammenarbeit mit Schumacher, seine einzigartige Persönlichkeit und die Eigenschaften, die ihn zu einem der größten Fahrer in der Geschichte der Formel 1 machten.

In diesem ausführlichen Interview spricht Brawn über seine erste Begegnung mit Schumacher, die Entwicklung ihrer Partnerschaft und das immense Talent, das ihn von seinen Kollegen abhob. Er spricht auch über die entscheidende Rolle, die Schumacher bei Ferraris Dominanz in den frühen 2000er Jahren spielte und das Team zu einer unaufhaltsamen Kraft machte. Brawns Einblicke geben einen faszinierenden Einblick in das Leben einer wahren Formel-1-Legende und in die Denkweise, die Michael Schumacher zu den Höhen des Formula 1 trieb.

Das erste Zusammentreffen: Ross Brawn und Michael Schumacher

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Brawns erste Erinnerung an Michael Schumacher geht auf die 1980er Jahre zurück, als er für das Sportwagenteam von Jaguar arbeitete. Zu dieser Zeit machte Schumacher bereits als Mitglied des Mercedes-Teams, einem der größten Rivalen von Jaguar, von sich reden. Brawn erinnert sich daran, wie einfach es war, Schumachers Talent in jenen frühen Jahren zu erkennen.

"Wir lernten Michael kennen, als er bei Mercedes war", erklärte Brawn. "Damals war Mercedes unser größter Rivale, aber Michael stach schon heraus. Er war immer der Schnellste. Es gab andere Fahrer mit viel Erfahrung, wie Jochen Mass und Karl Wendlinger, aber Michael war auf einem anderen Niveau." Schon damals war Schumachers natürliche Fähigkeit, erfahrene Konkurrenten auszustechen, offensichtlich und ließ den Erfolg erahnen, den er später in der Formula 1 erreichen sollte. Brawn bemerkte, dass es nicht lange dauerte, bis er und sein Kollege Tom Walkinshaw sich für Schumachers Potenzial interessierten.

Diese frühe Bewunderung für Schumacher sollte später den Grundstein dafür legen, dass Brawn ihm dabei half, die Spitze der Formel 1 zu erreichen.

Die Entstehung eines Champions: Michael Schumachers frühe Jahre bei Benetton

In seinen ersten Jahren bei Benetton begann Michael Schumacher, sich den Ruf eines zukünftigen Champions zu erarbeiten. Seinem Umfeld war klar, dass er über alle notwendigen Qualitäten verfügte, um erfolgreich zu sein. Aber wie Brawn erklärt, hatte Schumacher zwar das nötige Talent, aber es waren seine Hingabe und seine Arbeitsmoral, die ihn wirklich auszeichneten.

"In seiner Zeit bei Benetton gab es eine Grundlage, aber Talent allein ist nicht genug", sagte Brawn. "Michaels Talent war immens, aber was ihn außergewöhnlich machte, war seine körperliche Ausdauer, seine Konzentration und seine Hingabe, sich zu verbessern. Er hatte damals noch nicht viel Erfahrung, aber seine Intelligenz erlaubte es ihm, sich schnell anzupassen und zu lernen." Brawn betont weiter, dass Schumachers Erfolg nicht einfach auf sein Talent zurückzuführen war, sondern auf seine Fähigkeit, dieses Talent in die Praxis umzusetzen - eine Eigenschaft, die vielen anderen begabten Fahrern fehlte.

Der Wechsel zu Ferrari: Ein neues Kapitel für Michael Schumacher

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Brawns Entscheidung, Ende der 1990er Jahre zu Ferrari zu wechseln, wurde durch seine enge Beziehung zu Michael Schumacher stark beeinflusst. Ende 1995 hatte Brawn die Möglichkeit, sich der Scuderia anzuschließen, aber erst als Schumacher an ihn herantrat, zog Brawn den Wechsel ernsthaft in Betracht.

"Um ehrlich zu sein, hätte ich nie daran gedacht, zu Ferrari zu gehen, wenn Michael nicht da gewesen wäre", gestand Brawn. "Michael erklärte mir, wie er die Herausforderung sah und was er erwartete. Ich konnte sein Engagement spüren und hatte das Gefühl, dass er die richtige Person ist, um Ferrari nach vorne zu bringen." Brawns Entscheidung, Benetton in Richtung Ferrari zu verlassen, wurde letztlich durch seine Loyalität zu Schumacher und ihre gemeinsame Vision für die Zukunft des Teams geprägt.

Schumachers Wechsel zu Ferrari war ein monumentaler Schritt in seiner Karriere. Zu dieser Zeit war Ferrari noch nicht das Kraftpaket, das es heute ist. Das Team hatte zu kämpfen, und Schumacher wusste, dass der Weg zum Erfolg schwierig sein würde. Doch er ließ sich von den bevorstehenden Schwierigkeiten nicht entmutigen.

"Michael war Michael pur", sagte Brawn. "Er glaubte, dass der Erfolg sich einstellt, wenn man sich so viel Mühe wie möglich gibt. Er hatte einen unglaublichen Glauben an sich selbst und an die Fähigkeit des Teams, Großes zu erreichen." Schumachers Optimismus und sein Engagement für die Sache wurden in den frühen 2000er Jahren zu den wichtigsten Pfeilern bei Ferraris Entwicklung zur dominierenden Kraft in der Formula 1 .

Das Dream Team: Michael Schumachers Rolle beim Erfolg von Ferrari

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Als Brawn, Jean Todt, Rory Byrne und andere das bildeten, was später als Ferraris "Dream Team" bekannt werden sollte, war Michael Schumacher das Herzstück der Operation. Brawn schreibt Schumacher einen großen Teil des Erfolges zu, den das Team während seiner erfolgreichsten Zeit hatte, aber er betont auch den kollaborativen Geist innerhalb des Teams.

"Es waren nicht nur vier von uns", erklärte Brawn. "Da waren noch Stefano Domenicali, Nigel Stepney und andere. Die Stärke unserer Gruppe war, dass wir alle die gleiche Mentalität hatten. Wir haben Probleme wie eine Familie gelöst und unsere schmutzige Wäsche nie in der Öffentlichkeit gewaschen." Schumachers Haltung gegenüber seinen Teamkollegen spiegelte den Respekt und die Einigkeit wider, die das Team prägten.

"Michael war eine Schlüsselfigur in dieser Gruppe", so Brawn weiter. "Er kritisierte das Team fast nie und hatte seine Emotionen immer unter Kontrolle. Jeder wurde gehört und respektiert." Dieser gegenseitige Respekt und der kollaborative Geist des Teams waren entscheidend für die Dominanz von Ferrari während Schumachers Zeit dort.

Die größten Stärken von Michael Schumacher

Brawn räumt ein, dass Schumachers größte Stärke in seiner Fähigkeit lag, unter Druck Leistung zu bringen. Ob während eines Rennens oder in der Hitze eines entscheidenden Moments, Schumacher hatte eine unheimliche Fähigkeit, sich der Situation zu stellen.

"Michaels Fähigkeit, bei Bedarf Leistung zu bringen, war außergewöhnlich", sagte Brawn. "Wir hatten damals unsere 'Schumi Time', so wie jeder über Lewis Hamiltons 'Hammer Time' spricht. Wenn wir ihn brauchten, hat er immer geliefert." Brawn erinnerte an den Großen Preis von Ungarn 1998 als ein Paradebeispiel für Schumachers Brillanz. Obwohl er von einem hinteren Platz aus ins Rennen ging, zeigte Schumacher eine atemberaubende Fahrt und gewann das Rennen mit einer Reihe von präzisen Manövern, die seine überragenden Fahrkünste unterstrichen.

Neben seiner Schnelligkeit war Schumachers mentale Stärke unübertroffen. "Seine Konzentration war unglaublich", sagte Brawn. "Er konzentrierte sich auf jedes Detail, jeden kleinen Aspekt des Autos und des Rennens. Außerdem hatte er eine unglaubliche körperliche Ausdauer, die es ihm ermöglichte, während des gesamten Rennens Höchstleistungen zu erbringen." Schumachers körperliche Fitness wurde zu einem Markenzeichen seiner Karriere und setzte neue Maßstäbe für Fahrer in Bezug auf Ausdauer und mentale Stärke.

Michael Schumachers Beziehungen zu seinen Teamkollegen: Respekt vor Rivalität

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Michael Schumacher, Ferrari F2001, ve Rubens Barrichello

Brawn denkt über die einzigartigen Herausforderungen nach, die es mit sich bringt, Michael Schumachers Teamkollege zu sein. Schumacher hatte zwar nie einen offiziellen Nummer-eins-Status, aber es war allen klar, dass das Team mit ihm im Zentrum arbeitete. "Es war immer zu Michaels Gunsten, weil wir wussten, dass er liefern konnte", erklärte Brawn. "Wir gaben seinen Teamkollegen die gleiche Ausrüstung und die gleichen Möglichkeiten, aber es war schwer, Michael zu schlagen."

Trotzdem lobt Brawn Schumachers Teamkollegen wie Eddie Irvine, Rubens Barrichello und Felipe Massa für ihr Engagement für das Team. Er stellt fest, dass sie zwar oft in Schumachers Schatten standen, aber dennoch eine wichtige Rolle für den Erfolg von Ferrari spielten. "Eddie Irvine zum Beispiel wurde der perfekte zweite Fahrer", sagte Brawn. "Rubens Barrichello kam Michael zeitweise sehr nahe, aber es gab auch Momente der Enttäuschung für ihn, als er nicht immer vorne mitfahren konnte. Felipe Massa akzeptierte seine Rolle und zeigte eine bewundernswerte Leistung, vor allem in Anbetracht seines Alters."

Michael Schumacher: Ein Mann mit Integrität und Bescheidenheit

Abseits der Rennstrecke war Michael Schumacher für seine Bescheidenheit und sein privates Wesen bekannt. Trotz seines weltweiten Ruhms schätzte Schumacher seine Privatsphäre und hielt sein Privatleben von seiner öffentlichen Person getrennt. Brawn erinnert sich, dass Schumacher nach Rennen oft verschwand und erst wieder zum Team zurückkehrte, wenn das nächste Rennwochenende anstand.

"Er war nicht an der auffälligen Seite des Ruhms interessiert", sagte Brawn. "Er war nicht an Modeschauen oder roten Teppichen interessiert. Sein Leben drehte sich um seine Familie, seine Pferde und seine ruhigen Momente mit Corinna. Er schätzte seine Privatsphäre und schaffte es, trotz seiner enormen Popularität ein normales Leben zu führen."

Brawns Bewunderung für Schumacher ging über ihre berufliche Beziehung hinaus. "Er war einfach ein guter Mensch", sagte Brawn. "Ich vertraute ihm vollkommen. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber er war immer ehrlich zu mir, und dafür habe ich ihn immer respektiert."

Michael Schumachers bleibendes Vermächtnis

Ross Brawns Betrachtungen über Michael Schumacher bieten eine einzigartige Perspektive auf einen der größten Fahrer in der Geschichte der Formula 1 . Schumachers Talent, Arbeitsmoral und Führungsqualitäten waren der Schlüssel zu seinem Erfolg auf der Rennstrecke, aber es waren seine Integrität, seine Bescheidenheit und sein Respekt für andere, die ihn zu einer bleibenden Figur in diesem Sport machten. Durch Brawns Worte gewinnen wir ein tieferes Verständnis für den Mann hinter der Legende und die unglaubliche Partnerschaft, die eine Ära der Formula 1 prägte.

Wie Brawn selbst es so treffend formulierte: "Es gibt keinen Besseren als Michael Schumacher. Das Vermächtnis Schumachers, sowohl als Fahrer als auch als Mensch, wird auch in Zukunft Generationen inspirieren.

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Shell-Pressekonferenz: Michael Schumacher und Ross Brawn

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